Brasilien

Brasilien – das B in BRIC

Wenn in den letzten Jahren in Unternehmen das Thema Internationalisierung und speziell die Potentiale verschiedener Regionen der Welt diskutiert wurden, war immer wieder von den sogenannten BRIC-Ländern die Rede – Brasilien, Russland, Indien und China. Das Thema Internationalisierung hat in meiner beruflichen Karriere immer eine zentrale Rolle gespielt. In den 90er Jahren beim Aufbau des Geschäftes in Osteuropa, Russland, dem Mittleren Osten und Afrika für einen großen US-amerikanischen Technologiekonzern, während meines zehnjährigen Aufenthalts in Brasilien, beim Aufbau des globalen Vertriebs für ein mittelständischen deutsches Softwareunternehmen und in der jüngeren Vergangenheit bei der Unterstützung von deutschen Startup-Unternehmen, die sich verstärkt im Ausland engagieren wollen.

Was bleibt von BRIC?

Russland habe ich über mehrere Jahre regelmäßig bereist. China und auch Taiwan waren durch meine Tätigkeiten in der Halbleiter- und Softwareindustrie immer wieder ein Thema in den letzten 25 Jahren. Indien habe ich erst vor ein paar Jahren etwas näher kennenlernen dürfen. Aber die Zeiten haben sich spätestens seit dem 24. Februar 2022 schlagartig geändert. Russland hat sich mittlerweile selbst isoliert. China steckt im Dilemma zwischen Unterstützung von politischen Systemen wie dem von Putin und der wichtigen wirtschaftlichen Zusammenarbeit insbesondere mit Europa. Indien hat viele Probleme im eigenen Land und wird sich wohl deshalb auch in näherer Zukunft nicht eindeutig positionieren. Was bleibt also noch von BRIC? Das B wie Brasilien.

Zehn Jahre Brasilien

Mit Brasilien verbinden mich zehn Jahre meines Lebens, in denen ich dort gelebt und gearbeitet, zwei Firmen gegründet und meine Frau kennengelernt habe. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass diese zehn Jahre immer leicht waren. Einiges hat mich dort schon manchmal zur Verzweiflung gebracht. Mehr darüber kann man in meinem Buch „Jenseits von Samba und Karneval“ lesen. Trotzdem habe ich nicht wie viele andere sogenannte „Auswanderer“ nach zwei bis drei Jahren wieder aufgegeben, sondern vielmehr versucht, mich den Gegebenheiten und vor allem der lokalen Kultur anzupassen. Von den deutschen Einwandererstammtischen, an denen primär diskutiert wurde, wie schrecklich doch alles ist im Vergleich zur „perfekten“ Heimat, habe ich mich immer bewusst ferngehalten. Ich habe lieber die Nähe zu den Brasilianern gesucht und über die Zeit dann immer besser verstanden, warum Brasilien so ist wie es eben ist. Und letztlich habe ich dieses Land lieben gelernt und einen nicht kleinen Teil meines Lebens dort verbracht.

Die Qual der Wahl

Seit dem 01. Januar 2023 ist Luiz Inácio Lula da Silva, besser bekannt als Lula, wieder Präsident von Brasilien. Dieser war auch Präsident, als ich 2006 nach Brasilien kam. Für jemanden wie mich, der damals in Brasilien investieren wollte, war Lula sicherlich nicht von Nachteil, denn er hat damals zumindest versucht, das Land auch für Kleinunternehmer attraktiv zu machen. Die Wirtschaft lief nicht schlecht und auch um die öffentliche Sicherheit musste man sich verglichen mit späteren Jahren zumindest in der Region, in der ich gelebt habe, nicht allzu viele Gedanken machen. Später war Lula in den wohl größten Korruptionsskandal des Landes verwickelt und musste dafür sogar hinter Gitter. Bei der Präsidentenwahl Ende letzten Jahres hat man öfters von der Wahl zwischen Pest und Cholera gesprochen, der Wahl zwischen dem Ex-Häftling Lula und dem „Tropen-Trump“ Bolsonaro. Der sehr knappe Ausgang am Ende hat gezeigt, wie gespalten die Bevölkerung auch heute noch ist.

Der Weg aus der Isolation

Aber schon in den ersten Tagen von Lulas Amtszeit hat man deutlich gesehen, das zumindest außenpolitisch wieder ein anderer Kurs gefahren werden soll. Während Bolsonaro sich und sein Land zumindest aus meiner Sicht international ziemlich isoliert hat, sucht Lula wieder den Kontakt insbesondere auch zu Europa und Deutschland. Sicherlich sind seine Aussagen bezüglich der Rettung des Amazonas erstmal nur große Worte, die ihm natürlich viel Aufmerksamkeit bringen. Aber er wird sich in Kürze daran messen lassen müssen, ebenso wie auch an allen anderen Versprechungen, die er dem brasilianischen Volk gemacht hat, das es in den letzten Jahren wahrlich nicht leicht hatte. Ich bin weder ein Fan von Bolsonaro noch von Lula. Aber für Brasilien ist es jetzt wichtig, dass es sich nicht auch vom Rest der Welt isoliert wie Russland oder einige andere Länder mit ähnlichen Regimen.

„Made in Germany“ zählt noch

Wie schon vorher erwähnt, wird wohl nicht sehr viel von BRIC übrigbleiben, wenn die Dinge sich so weiterentwickeln, wie es im Moment aussieht. Brasilien allerdings ist immer noch ein Land mit enorm viel Potential. Vom Rohstoffreichtum und der enormen Agrarwirtschaft einmal abgesehen, gibt es einen riesigen Binnenmarkt und zumindest in den Metropolen eine sehr gut ausgebildete junge Generation, die aber zum Teil in den letzten Jahren sehr oft ihr Glück in den USA oder Europa gesucht hat. Brasilien ist ein typisches lateinamerikanisches Land mit typischer lateinamerikanischer Kultur, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Kultur, nicht zuletzt auch durch die vielen Einwanderer aus Europa, uns viel näher ist als beispielsweise die chinesische oder die indische. Darüber hinaus genießen Deutschland, deutsche Unternehmen und deutsche Produkte immer noch einen hervorragenden Ruf in Brasilien.

Erfolg mit lokalen Partnern

Es gibt den Spruch, dass Deutschland die Bürokratie erfunden und Brasilien sie danach noch verfeinert hat. Da steckt sicherlich einiges an Wahrheit drin, was ich mit unzähligen Beispielen belegen kann. Ich hatte das Glück, dass meine Frau Betriebswirtschaft in Brasilien studiert und einige Jahre in Steuerberatungs- und Wirtschaftskanzleien viele auch größere Unternehmen als Kunden betreut hat. So hatte ich die Expertin im Haus, wenn es um die Belange meiner beiden relativ kleinen Firmen ging. Wie beim Markteintritt in vielen anderen Ländern ist es auch in Brasilien sehr wichtig, dass man sich gleich zu Anfang professionelle, zuverlässige und vertrauensvolle lokale Partner ins Boot holt. Diese sollte man sich allerdings sehr gewissenhaft aussuchen, denn auch ich habe anfangs mein Lehrgeld an die falschen Partner gezahlt, die primär einem „Gringo“ ein bisschen mehr Geld aus der Tasche ziehen wollten als es üblich und angemessen war. Ist man der portugiesischen Sprache einigermaßen mächtig und kennt die lokalen Gegebenheiten, wird man jedoch sehr schnell erkennen, welchen Personen man vertrauen kann und welchen eben nicht. Und dann entwickelt sich nicht selten eine sehr langfristige und erfolgreiche Partnerschaft.

Ich bin mir sicher, dass Brasilien in den nächsten Jahren wieder mehr in den Fokus für ausländische Investitionen rücken wird. Wenn Sie eine Expansion nach Brasilien planen, würde ich mich freuen, wenn ich Sie dabei unterstützen kann. Kontaktieren Sie mich gerne.

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