Empowerment – die Macht des Ermächtigens

Für viele von uns ist es schwer, loszulassen und die Verantwortung oder gar die Entscheidungsgewalt auf jemand anderen zu übertragen (= Empowerment). Viele von uns denken immer noch, dass zunächst einmal nur wir selbst genau wissen, was wir tun und wie wir es tun müssen und dass wir sowieso alles besser machen als jeder andere. Denn wir sind die Experten, wir haben die Erfahrung, wir haben sind in der Position, wir haben das Alter oder am besten gleich alles zusammen. Aber vielleicht ist es auch einfach nur Unsicherheit und deshalb wollen wir am liebsten die Kontrolle über alles haben. Hier ist ein großartiges Zitat des verstorbenen Steve Jobs:

Es macht keinen Sinn, kluge Leute einzustellen und ihnen zu sagen, was sie tun sollen. Wir stellen kluge Leute ein, damit sie uns sagen können, was wir tun sollen.

Steve Jobs (1955-2011)

Man hat die Dinge gern “im Griff”

Dieses Zitat klingt so einfach und offensichtlich, und mit Sicherheit wird jeder Manager, vielleicht abgesehen von ein paar Ausnahmen, dieser Aussage sofort zustimmen. Aber leider spiegelt dies sehr oft nicht die Realität wider. Wie oft habe ich erlebt, dass Manager Mitarbeiter einstellen, die viel zu jung sind und wenig oder gar keine Erfahrung für eine bestimmte Position haben. Diese Manager wollen in der Regel so etwas wie ein Team von Soldaten, denen sie genau sagen können, was sie tun und wie sie es tun sollen. Und sie ziehen es selten in Betracht, eine Meinung oder Vorschläge aus ihrem Team zu akzeptieren. Ganz zu schweigen von Empowerment. Sicherlich gibt es Bereiche, in denen Menschen genau nach strengen Richtlinien arbeiten müssen, wie in der Massenproduktion oder im Bereich des Testens. Oder auch beim Militär, da ich gerade eben vorher das Wort Soldaten benutzt habe. Aber selbst in diesen Bereichen würde man sich wohl über die Ergebnisse wundern, wenn man nur ein wenig Freiheit und Flexibilität einräumt.

Kontrolle geht über Vertrauen

Über die letzten Jahren und noch heute kann man viel über agile Arbeitsumgebungen lesen und hören. Aber gleichzeitig kann man in diesen sogenannten agilen Umgebungen manchmal Detailkontrolle in höchster Form beobachten. Kontrolle bedeutet zunächst einmal, dass es kein Vertrauen gibt. Das sagt ja schon das altbekannte Sprichwort. Es gibt kein Vertrauen in die Menschen selbst und auch kein Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Aber, wie bereits gesagt, ist es sehr oft auch ein Zeichen von Unsicherheit auf der Seite des Managers. Warum stelle ich jemanden ein oder befördere jemanden in eine Position mit größerer Verantwortung, wenn ich der Person nicht zutraue, dass sie in der Lage ist, mit dieser Verantwortung umzugehen? Warum schaffe ich eine Organisation in einem anderen Teil der Welt mit lokalen Managementstrukturen, wenn ich ihnen dann genau sage, was sie zu tun haben und wie sie es tun sollen? Das bringt üblicherweise keine wirklich guten Ergebnisse und demotiviert vor allem das Team, was wiederum schlechte oder keine Ergebnisse zur Folge hat. Ein Teufelskreis.

Die Rahmenbedingungen müssen klar sein

Nur um es klarzustellen, ich spreche nicht von einem Laissez-faire-Managementstil, ich spreche von Ermächtigung, dem Empowerment, eigene Entscheidungen treffen zu können. Der Rahmen für diese Entscheidungen sollte definiert werden, die Gesamtstrategie muss klar sein und auch die erwarteten Ziele und Ergebnisse müssen ebenso klar kommuniziert werden. Ein Beispiel: der Sales-Plan lautet X, der Personalbestand sollte maximal Y sein und das Marketingbudget beträgt Z. Jetzt kann das Team loslegen, eine Strategie entwickeln und sein lokales Geschäft darauf aufbauen. Ich weiß, das klingt sehr trivial, aber ist es leider sehr oft nicht, weil eben nicht die richtigen kompetenten Leute eingestellt wurden oder weil der Manager schlaflose Nächte hat, weil er nicht in allen Einzelheiten weiß, was sein Team tut.

Empowerment schafft Kreativität und Innovation

In meiner langjährigen Zeit als Manager, verantwortlich für sehr diverse und verteilte Teams rund um den Globus, war ich immer davon überzeugt, dass Empowerment großartige Teams und großartige Ergebnisse schafft. Empowerment ist das beste Instrument, um die Mitarbeiter zu entwickeln und ihr wirkliches Potenzial freizusetzen. Sicherlich machen sie dann auch Fehler, aber das ist ein wichtiger Teil davon. Es ist eine bekannte und erwiesene Tatsache, dass wir am meisten aus unseren Fehlern lernen. Wenn wir die Menschen in die Lage versetzen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, werden sie am Ende weniger Fehler machen, da sie sich wirklich verantwortlich fühlen. Aber sie werden in jedem Fall wesentlich kreativer und innovativer sein, und damit auch das gesamte Unternehmen.

Empowerment schafft Vertrauen

Man weiß, dass Menschenführung nicht die wirkliche Stärke von Steve Jobs war, aber er war zweifellos eine großartige Führungspersönlichkeit. Hier ist ein weiteres berühmtes Zitat von ihm:

Meine Aufgabe ist es nicht, die Menschen zu schonen. Meine Aufgabe ist es, sie besser zu machen.

Steve Jobs (1955-2011)

Ich bin fest davon überzeugt, dass man Menschen besser macht, indem man sie befähigt, indem man ihnen Verantwortung überträgt, indem man sie wirklich herausfordert. Das ist es, was Menschen motiviert. Sie werden genau dann ihr Bestes tun, um dich nicht zu enttäuschen. Und warum? Weil sie das Gefühl haben, dass du ihnen wirklich vertraust. Und das Vertrauen, das du ihnen entgegenbringst, wird sich in ein starkes Engagement ihrerseits umwandeln, und letztlich werden sie dann auch dir vertrauen.

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