Resilienz – gerade jetzt wieder hoch im Kurs

Resilienz ist ein Begriff, der nicht zuletzt auch wegen der Corona-Krise derzeit sehr oft in Artikeln und Vorträgen auftaucht. Eigentlich kommt der Begriff Resilienz aus der Physik und bezeichnet die Rückstellkraft oder Federkraft eines Materials, das heißt inwieweit sich ein Material in seine ursprüngliche Form zurückstellen kann, wenn es verformt, gedehnt, gepresst oder gebogen wurde. Ein gutes Beispiel hierfür ist eine Spiralfeder, von der wir erwarten, dass sie sich nach Stauchung oder Zerrung zurückformt. Bei Menschen sprechen wir von Resilienz, wenn sie sich trotz widriger Umstände wie schlechter sozialer Bedingungen, Traumatisierung, Erkrankung, Entbehrung oder Benachteiligung schnell erholen und ein erfülltes und erfolgreiches Leben führen können. Um es einfacher auszudrücken: resiliente Menschen gehen gut mit Schwierigkeiten und Rückschlägen um und haben eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Stress, das heißt sie stellen nach einer Krise wieder relativ schnell ihre mentale Gesundheit her.

Eigenschaften von resilienten Menschen

In der Fachliteratur und auch in Coaching-Lehrgängen findet man immer wieder lange Listen der typischen Merkmale eines resilienten Menschen. Der Begriff der Resilienz wird dabei sehr vielseitig angewandt und die Eigenschaften, die resilienten Menschen zugeschrieben werden, sind vielschichtig. Die naheliegendsten sind wohl Optimismus, eine positive Grundeinstellung, Widerstandskraft gegen Stress, Akzeptanz des Unveränderlichen, Genuss- und Ruhefähigkeit, eine gesunde Lebensführung und für viele auch Spiritualität. Aber was zeichnet einen resilienten Menschen noch aus? Wichtig ist sicherlich, dass man klare Visionen und Ziele hat und diese engagiert verfolgt. Auch wenn man sich flexibel und schnell auf neue Gegebenheiten einstellen kann, hilft das mit Problemen und Herausforderungen einfacher umzugehen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, sozial gut integriert zu sein, also beispielsweise einen großen Freundeskreis oder auch ein breites berufliches Netzwerk zu haben. Emotionale Intelligenz, eine gute Selbstwahrnehmung und Wertesensibilität gehören ebenfalls dazu. Und so kann man diese Liste noch endlos weiterführen. Sicher fallen jedem spontan noch einige andere Eigenschaften ein, auch basierend auf der ganz eigenen Erfahrung.

Angeboren oder angelernt?

Menschen gehen generell sehr unterschiedlich mit Krisen um. Teilweise ist das genetisch bedingt. Aber auch Erfahrungen aus der Kindheit und Jugend können einen großen Einfluss darauf haben. Wie sind die Eltern mit Krisen umgegangen? Welche Glaubenssätze haben sich aus dieser Zeit in unser Gehirn eingebrannt? Waren meine Eltern sehr ängstlich, bin ich das vielleicht auch und damit eher weniger resilient. Narzisstische Menschen sind typischerweise ziemlich resilient, weil sie sehr von sich selbst überzeugt sind. Auch größere Probleme und negative Ereignisse lassen sie nicht an sich selbst zweifeln. Andererseits gehören ebenso Sensibilität und Empathie zu Resilienz. Aber unabhängig von dem was angeboren oder angelernt ist, kann man Resilienz auch selbst erlernen. Auf welche Bereiche man sich dann konzentriert, ist natürlich immer individuell verschieden und von der jeweiligen Person abhängig. Das kann die Akzeptanz sein, dass man bestimmte Dinge einfach nicht oder nicht mehr ändern kann. Es kann das Übernehmen von Verantwortung sein oder sich selbst Ziele zu setzen und diese konsequent zu verfolgen. Sich nicht immer als das Opfer sehen, sondern die Rolle des Akteurs übernehmen. Oder ein Netzwerk aufbauen, auf das man sich verlassen kann, wenn es mal nicht so läuft wie geplant.

Resilienz im Beruf

Resilienz kann auch bedeuten, dass man sich aus einem vermeintlich sicheren Job verabschiedet und sich beispielsweise selbständig macht, weil die Rolle oder noch viel mehr die Aufgabe in dieser Rolle nicht mehr zu einem passen oder dem eigenen Wertesystem nicht mehr entsprechen. Wenn man seine eigenen Ideen und Ziele nicht mehr verwirklichen kann, wenn der eigene Stil nicht mehr zum Unternehmensumfeld passt, wenn man sich nur noch als der verlängerte Arm der Unternehmensführung fühlt, dann muss man sich überlegen, was einem wichtiger ist: die zumindest subjektiv wahrgenommene Sicherheit beim Blick auf das Konto am Monatsende oder das Gefühl, sich das aufzubauen und das zu tun, was wirklich den eigenen Vorstellungen und den eigenen Fähigkeiten entspricht. Dies hat dann auch nicht unbedingt immer gleich etwas mit der fairen und objektiven Bewertung des Arbeitgebers zu tun. Es ist einfach eine persönliche Entscheidung, die wiederum von der ganz persönlichen Resilienz abhängt.  

Die eigene Resilienz stärken

Um Resilienz zu lernen, muss man nicht gleich zum Therapeuten gehen. Schon ein paar Sitzungen mit einem guten Coach können eine große Hilfe sein. Im ersten Schritt kann das auch einfach das bewusste Beschäftigen mit sich selbst sein, basierend auf einem Buch über das Thema oder vielleicht sogar auf den ersten Anregungen aus diesem Artikel. Aus meiner eigenen Erfahrung sollte man erst einmal „Bestandsaufnahme“ machen. Gibt es ein Muster bezüglich Situationen, die immer wieder negative Emotionen hervorrufen? Wie sieht das umgekehrt aus? Welche Situationen motivieren mich und hinterlassen positive Emotionen? Es ist absolut wichtig, positive Ziele zu haben. Das können mittel- und längerfristige größere Ziele sein, aber genauso auch die ganz kleinen wie „das will ich heute schaffen“ oder ganz einfach die Frage „worauf freue ich mich heute?“. Ich habe schon die Akzeptanz des Unveränderlichen erwähnt. Das sollte man einfach umkehren. Nicht ständig an das Denken, was man nicht mehr ändern kann, sondern über das reflektieren, was positiv war, wo man erfolgreich war und was man geschafft hat. Und ganz wichtig: sich nicht mit Meckerern, ewigen Kritikern und Zauderern umgeben, sondern mit positiven und optimistischen Menschen.

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